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Auszug Noten KV 626

94 Sekunden neuer Mozart

Ein unbekanntes Mozart-Stück erklingt erstmals: 94 Sekunden neuer Mozart – Das Allegro in D für Klavier KV 626b/16

 

Trotz der Fülle an Kompositionen, die Wolfgang Amadé Mozart in seinem kurzen Leben geschrieben hat, sind Neuentdeckungen außerordentlich selten. In den letzten Jahrzehnten sind zwar vereinzelt bislang unbekannte Mozart-Originalhandschriften bekannt geworden; dabei handelte es sich aber stets um unvollständige Kompositionen: Skizzen oder Fragmente. Die Wiederentdeckung einer bislang unbekannten vollständigen Komposition, die Mozart eigenhändig geschrieben hat, konnte zuletzt vor mehr als 80 Jahren gemeldet werden. Die Stiftung Mozarteum Salzburg hat nun aus Privatbesitz ein Allegro in D für Klavier des 17-jährigen Mozart erworben und es der Öffentlichkeit am 27. Januar 2021 anlässlich des 265. Geburtstags des Komponisten vorgestellt. Die autographe Handschrift hatte sich seit Ende der 1920-er Jahre in Privatbesitz gefunden. Nach gründlicher Prüfung, zu der außer den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Stiftung auch vier anerkannte Mozart-Experten aus den USA und Deutschland gehörten, steht die Echtheit des Blattes außer Frage.

 

KV 626b/16

Das Allegro in D KV 626b/16 nimmt Vorder- und Rückseite eines querformatigen Notenblatts ein. Es ist flüchtig, aber fehlerfrei geschrieben. Die undatierte Komposition stammt, wie inzwischen an der Stiftung Mozarteum festgestellt wurde, mit größter Wahrscheinlichkeit aus den ersten Monaten des Jahres 1773 und ist somit entweder während Mozart dritter Italienreise oder unmittelbar nach der Rückkehr nach Salzburg entstanden. Wie eine zuverlässige Expertise aus dem Jahre 1844 vermuten lässt, stammt das Blatt allem Anschein nach aus dem Nachlass von Mozarts Sohn Franz Xaver Wolfgang. Dieser hatte es aber nicht vom Vater, sondern von seiner Tante, Mozarts Schwester Maria Anna, geerbt, die mit dem Blatt offenbar persönliche Erinnerungen verband. Stilistische Besonderheiten lassen erkennen, dass es sich bei dem dreiteiligen Tanzsatz nicht um eine Originalkomposition für Klavier, sondern um Mozarts eigenhändigen Klavierauszug eines unbekannten Orchesterwerks handelt.

 

Obwohl die Komposition bislang unveröffentlicht war, ist das Stück im Mozart-Werkverzeichnis, dem sogenannten Köchelverzeichnis, seit der 3. Auflage von 1937 angeführt, nämlich als KV 626b/16. Der Sammeleintrag KV 626b enthält solche Kompositionen, über die nichts Näheres außer einer Notiz in einem Auktions- oder Verkaufskatalog bekannt war. Das Autograph wurde nämlich zwischen 1900 und 1928 mehrfach auf Auktionen angeboten, aber nie von Wissenschaftlern untersucht, so dass der genaue Inhalt unbekannt blieb. Die Originalhandschrift wurde Ende der 1920er-Jahre durch einen musikbegeisterten Ingenieur in einem Antiquariat in Paris erworben und blieb fast 90 Jahre im Besitz seiner Familie, ehe es auf Vermittlung eines in London ansässigen Spezialisten für Musikautographe Stephen Roe an die Stiftung Mozarteum vermittelt werden konnte.

 

 

 

Für MozartfreundInnen in der ganzen Welt bietet die Stiftung Mozarteum weiterhin ein breites Spektrum zum Hintergrund und zur musikalischen Nutzung des neuen Mozartstück. In der Bibliotheca Mozartiana digital der Stiftung Mozarteum werden Bilder der Originalhandschrift bereitgestellt, in der Digital Interaktiven Mozart-Edition (DIME) erscheint eine Ausgabe der Komposition. Die Originalnoten des Stücks stehen für alle MusikfreundInnen zum Download bereit. Alle Online-Angebote können zum privaten, wissenschaftlichen und pädagogischen Gebrauch kostenfrei genutzt werden.

 

Zudem veröffentlicht die Stiftung Mozarteum zu Mozarts Geburtstag eine Faksimileausgabe des neuen Stücks, die über die Museumsshops oder den Buch- und Musikalienhandel bezogen werden kann. Im Mozart-Wohnhaus wird die Originalhandschrift des Allegro in D KV 626b/16 voraussichtlich ab Ostern ausgestellt.