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Eine Mozart-Locke kehrt nach Salzburg zurück: Die Stiftung Mozarteum erwirbt originale Mozart-Dokumente aus drei Generationen und ein Haarbüschel Mozarts

Die Stiftung Mozarteum Salzburg konnte vier bedeutende Zeugnisse zum Leben Wolfgang Amadé Mozarts erwerben, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Besitz der Nachfahren des badischen Münzmeisters Carl Wilhelm Doell befunden haben. Diese kostbaren Neuerwerbungen vereinen drei Generationen der Familie Mozart – die Eltern Leopold und Anna Maria Mozart, Wolfgang Amadé und seinen Sohn Franz Xaver Wolfgang Mozart.

 

Bedeutendstes Stück ist ein Teil eines Briefes, den Mozart und seine Mutter Anna Maria am 4. November 1777 aus Mannheim an Vater Leopold in Salzburg richteten. Der Hauptteil mit den ersten vier Seiten befindet sich schon seit 1844 im Bestand der Stiftung Mozarteum. Er kam mit zahlreichen anderen Briefen und Musikautographen Mozarts aus dem Nachlass von dessen jüngstem Sohn Franz Xaver Wolfgang Mozart, der am 29. Juli 1844 in Karlsbad gestorben war, nach Salzburg. Damals fehlte bereits das letzte Blatt des Briefes.

 

Dieser nun erworbene Schlussteil des Briefes (der als Kuvert gefaltet war und auf der Rückseite die Empfänger-Adresse enthält) ist aus zwei Gründen besonders interessant. Zum einen stammt der Beginn von Mozarts Mutter. Sie fügte dem Schreiben ihres Sohnes ein kurzes Postskriptum bei, in dem sie Grüße des Musiker-Kollegen Giovanni Battista Gervasio (ca. 1725 – ca. 1785) ausrichtete, der Leopold Mozart zu seinem „virtuosen Sohn“ gratulieren ließ.

 

Den Abschluss bildet ein kurzes Schreiben Mozarts, in dem er neben Grüßen an die Salzburger Freunde eine sogenannte „Bölzlscheibe“ in Auftrag gab. Das Bölzlschießen war eine äußerst beliebte Freizeitbeschäftigung der Familie Mozart und deren Freundeskreis. Der „Bestgeber“ stiftete den Gewinn und gab die Zielscheibe in Auftrag, auf der oft scherzhafte, mitunter auch derbe Szenen dargestellt waren. Eine solche Scheibe stiftete Mozart in diesem Fall von unterwegs, und in diesem Brief beschreibt er genau, was dort dargestellt werden sollte:
„ein kleiner Mensch mit lichten haaren steht gebückt da, und zeigt den blosen arsch her. aus seinen Mund gehen die wort. guten appetit zum schmaus. der andere wird gemacht, in stiefl und sporn, ein roths kleid, eine schöne Perücke nach der Mode; er muß von mitterer grösse seÿn. er wird in der Positur vorgestellt wie er den andern just im arsch leckt. aus seinen Mund gehen die worte. ach, da geht man drüber N’aus.“

 

Dieser neu erworbene Teil des Mozart-Briefes stammt aus dem Besitz von Carl Wilhelm Doell (1787–1848), der als Graveur von Münzen und Medaillen in Diensten des Großherzogs von Baden in Karlsruhe stand. Doell war ein großer Verehrer Mozarts. Im Jahr 1843 hatte er eine silberne Medaille zu Ehren Mozarts entworfen, von der auch dessen Sohn Franz Xaver Wolfgang ein Exemplar als Geschenk zukommen ließ. Dieser bedankte sich mit einem ebenfalls von der Stiftung Mozarteum erworbenen Brief vom 3. September 1843. Darin heißt es:
„Ueber die Aehnlichkeit, kann ich leider aus eigener Erfahrung nicht urtheilen, da ich bey meines Vaters Tode, noch nicht fünf Monate zählte, glaube aber nach den vorhandenen Kupferstichen, daß Sie dieselbe ganz richtig aufgefaßt haben.“

 

Ein Jahr später reiste Doell nach Wien, traf dort aber Franz Xaver Mozart nicht mehr an, da dieser kurz zuvor verstorben war. Doell war aber im Kontakt mit dessen Freund Aloys Fuchs, der dem Mozart-Sohn bei der Ordnung der zahlreichen ererbten Original-Dokumente seines Vaters Wolfgang Amadé geholfen und dafür auch einige Stücke der Sammlung als Gegenleistung erhalten hatte. Von Fuchs, der als Autographensammler berühmt war, erhielt Doell nicht nur den eingangs beschriebenen Brief, sondern zwei weitere bedeutende Stücke.

 

Zum einen ist dies eine bislang unbekannte Abschrift, die sich Leopold Mozart von einem Zeugnis anfertigte, das der berühmte Musiktheoretiker Giovanni Battista Martini (1706–1784) in Bologna für seinen Sohn ausgestellt hatte. Dem damals 14 Jahre alten Wolfgang Amadé Mozart wird darin bestätigt, dass er außerordentliche Fähigkeiten besitze, und zwar sowohl in der Komposition als auch im Spiel auf dem Klavier und der Violine, im Gesang und in der Kunst der Improvisation.

 

Besonders berührend ist zum anderen eine „Reliquie“, die Fuchs ebenfalls von Mozarts Sohn erhalten hat, und zwar, so Fuchs: „Eigene Haare von dem Haupte des unsterblichen Tondichters und Großmeisters im Reiche der Harmonien … Wolfgang Amadeus Mozart“. Es existieren mehrere solche Haarbüschel, allein die Stiftung Mozarteum besitzt bereits fünf Exemplare. Es spricht viel dafür, dass die heute präsentierten Haare sehr wohl echt sein können, denn wie Fuchs bestätigte, erhielt er sie bereits 1839 von Mozarts Sohn Franz Xaver persönlich.

 

Die Stiftung Mozarteum Salzburg ist sehr glücklich, dass sie diese kleine Mozart-Sammlung komplett erwerben konnte, die über 150 Jahre lang von Doells Nachfahren sorgsam gehütet wurde. Sie ist somit der Forschung und allen Interessierten zugänglich. Im Rahmen von exklusiven Führungen im „Autographentresor“ der Stiftung Mozarteum besteht die Möglichkeit, die kostbaren Stücke im Original zu betrachten. Öffentliche Führungen finden im Rahmen der Mozartwoche 2020 statt. Digitalisate wird die Stiftung Mozarteum im Rahmen der Bibliotheca Mozartiana digital kostenfrei zugänglich machen. Ein gedrucktes Faksimile befindet sich in Vorbereitung.

Link: https://digibib.mozarteum.at/