FREUNDE ODER FEINDE?

Waren Mozart und Salieri Freunde oder Feinde? Und kann man das aus ihrer Musik ablesen? Entgegen den gern gehegten Vorurteilen gibt es keine Hinweise auf eine ausgeprägte, geschweige denn eine tödliche Feindschaft. Von Zeit zu Zeit gab es im Ringen um die Gunst des Wiener Publikums und des Kaisers gewiss auch Reibungen, Neid und Missgunst. Dabei hatte Salieri am Hof die etwas besseren Karten, denn schon seit 1774 wirkte er dort als Kapellmeister und seit 1788 als Hofmusikdirektor, während Mozart sich 1787 zunächst mit dem Titel eines k. k. Kammermusicus begnügen musste. Aber nicht zuletzt die Konkurrenz zum seinerzeit so erfolgreichen Salieri hat Mozart zu seinen meisterhaften Opern von Le nozze di Figaro bis La clemenza di Tito animiert.

SCHÜLER UND LEHRER

Bleibenden Ruf genießen Musiker nur als Komponisten. Aber, das vergessen wir leicht, Komponieren war damals wie heute meist Nebenerwerb. Durch harte Arbeit musste erst das Geld verdient werden, um dann in Mußestunden zu komponieren. Außer musikalischen Auftritten und deren Organisation gehörte das Unterrichten dazu, zu dem sich Mozart aber nur ungern bequemte. Während Mozart in erster Linie Freunde und Dilettanten unterrichtete (wobei durchaus auch Profimusiker wie die Sängerin Aloisia Weber und der Klaviervirtuose Johann Nepomuk Hummel zu seinen Schülern zählten), entwickelte Salieri eine bemerkenswert vielseitige Tätigkeit als Gesangspädagoge und als Kompositionslehrer. Er gab beispielsweise um 1805 auch Mozarts Sohn Franz Xaver Wolfgang Unterricht, und keine Geringeren als Beethoven und Schubert suchten seinen Rat.

GENIE UND WAHNSINN

Wie nahe liegen Genie und Wahnsinn beieinander! Wir haben das Bild vor Augen: Antonio Salieri starb in geistiger Umnachtung. Aber war er darum auch gleich schon ein Genie? Schalkhaft war er durchaus, aber kein Narr. „Seine frohe Laune, sein heiterer, nie beleidigender Witz“ machten ihn in den Augen seiner Zeitgenossen „zum angenehmsten Gesellschafter“. Mozart sah man das Genie nicht an. Er blieb trotz oder vielleicht gerade wegen seiner außergewöhnlichen Begabung außer in der Musik „fast in allen übrigen Verhältnissen beständig Kind“. So konnte es schon einmal geschehen, dass er auffuhr und „begann, in seiner närrischen Laune […] über Tisch und Sessel zu springen, wie eine Katze zu miauen, und wie ein ausgelassener Junge Purzelbäume zu schlagen“.